von Vincent Schmidt, Bangkok 2005
Als ich Vincent 2005 kennengelernt habe, war er gar nicht da. Er existierte nur in der Rede von jemanden. Ein Umstand, der sich häufig wiederholen sollte. Die Abwesenheit wurde zur Normalität. Manchmal hätte man glauben können, es gebe ihn gar nicht. Doch irgendwann kommt jeder von einer Reise zurück.
Ich habe mit Vincent bereits über Ost-Timor, Somaliland, Irakisch-Kurdistan und Pakistan gesprochen. Nun habe ich ihn gebeten, ein paar Reisenotizen für Minusvisionen aus dem Archiv zu holen. "Frankfurt ist überall" ist der erste Text einer dreiteiligen Asien-Serie.
Licht an. Zuerst der Blick auf die Uhr, kurz nach fünf in der Früh, dann durchs Zimmer. Beigetöne deuten an, dass sie einmal weiß waren, das Holz des Schreibtisches scheint einst dunkler und in seiner Farbigkeit intensiver gewesen zu sein. Wenn ich barfuß eine Weile über den Teppich laufe, sind meine Fußsohlen schwarz. Das "Asia Hotel" ist verblichener Luxus. Die Einrichtung erzählt von einer Zeit, die längst vergangen ist. Schreibtisch, Kommode, Wandschrank, Kingsize-Bett, zwei Ledersessel um einen niedrigen Holztisch – alles in diesem Zimmer ist im gleichen Stil gefertigt, Zufälligkeiten sind ausgeschlossen. Die Harmonie zwischen Einrichtung und Raumsituation ist perfekt. Für jedes Möbelstück scheint nur ein einzig denkbarer Aufstellungsplatz zu existieren.