
Zum Buch von Ingo Niermann: "Man wollte, dass überall in Berlin Ökosandwiches und nicht mehr nur Döner und Buletten zu kaufen waren, oder alte Filme, die man liebte, mit neuen unzerkratzten Kopien in die Kinos bringen. Man stellte Kunst aus, auch wenn die Sammler fehlten. Sammelte weiterhin Kunst, auch wenn längst das Geld fehlte. Diese Unternehmer schienen trotz Misserfolg keine Verlierer zu sein. Sie hatten immer gewusst, dass ihre Chancen gering waren. Wer etwas um jeden Preis verkaufen will, muss eben selber zahlen."
Die Grosse Pyramide - Der Film
Dokumentarfilm
Regie: Frauke Finsterwalder
Deutschland 2010
Screenings beim Max-Ophüls-Preis 2010 Saarbrücken:
Do 21.01. 17:00 Cinestar 2 (Premiere)
Fr 22.01. 17:00 Cinestar 5
Sa 23.01. 11:00 Cinestar 2
Web: pyramide-film.de
Ach, dieser Zweizeiler in der Überschrift dort unten. "They had made a movie about us". Fürchterlich, auch wenn es sich gemäß dem twitter-Account von Bret Easton Ellis um die erste Zeile des neuen Romans handeln soll, der im Sommer auf Englisch erscheint. (Anmerkung: Es interessiert nicht, ob es sich dabei um ein realistisches oder ästhetisches twitter-Profil handelt, denn die Realität lenkt zu oft ihren Fokus auf ihre Form. Die Zeichen werden spürbar, die Ästhetik erfahrbar. Achten Sie nur einmal darauf.) Statt der Doppelzeile also, die dieses Blogformat erzwingt, hätte ein Wort genügen müssen – vielleicht auch zwei. Nur treffend hätten sie sein sollen, auch ohne Verbindung zueinander.
Aber:
Das Schlagwort – so scheint mir - weint seiner Begriffshoheit hinterher, seitdem tags an Seiten gehängt werden, der Etikettierer auf Hochtouren semantische Sonderpreise hinterlässt.
Doch:
Zu unserem Vorteil lösen sich somit nicht nur starre Hierarchisierungen auf, sondern keiner schenkt mehr der Funktion des tags Bedeutung. Endlich erkennt man, dass die tagcloud weniger der Navigation als der Rhetorik dient. Endlich erkennen wir die Schönheit einer Rechnung in Höhe von 222 oder 333 Euro. Endlich fordern uns Listen wieder heraus, die Dinge neben- und gleichordnen. Endlich stört die anfängliche Bezuglosigkeit zwischen Überschrift und Bild nicht mehr.
Den semiotischen Dauerdruck lieben lernen.
Und man muss dabei nicht einmal eine Schildkröte vergolden.