"Stimmt wahrscheinlich alles", überlege ich, hörender- und wippenderweise, affektiv, in das Kommetarfeld zur digitalen Bemusterung von Lieder ohne Leiden zu tippen. Ich halte mich zurück. Bloß nicht zu euphorisch werden, obwohl bereits die Präsentation der ersten Single Eigentumswohnung von Christiane Rösinger zu einem sofortistischen "Ja, ja, ja" geführt hätte, auch wenn die Überlegung einsetzte, wie toll das denn wäre, dieses Wohnen ohne Angst auf Kosten der anderen, um nicht in folgenden Wettbewerb miteintreten zu müssen: "Ich wohne auf 37 Quadratmetern", sagt sie. "Ich auf 32", sagt er. Passender Romantitel dazu: Kabuff revisited.
Doch nun zum Eigentlichen: Sie singt auch über das Lob der stumpfen Arbeit. Nach einem kurzen innerlichen Widerstand gegen dieses Lob, eine Phase von 3:48 Minuten, die gefüllt ist mit den üblichen Vorurteilen gegenüber der dominierenden zeitlichen Arbeits- und Freizeittaktung, der Redundanz der Tätigkeit, der Optimierung der Abläufe mit anschließender Erlebnissucht, setzt beim zweiten Hören und Zuhören ein zustimmendes, äußeres Nicken ein. "Der Fluch dieser Tage ist die kreative Plage [...] Den Markt bedienen, ohne was zu verdienen [...] Sich selbst ausbeuten, und das auch noch mit Freuden [...] Nach all den Jahren ist es so weit, ich sing das Lob der stumpfen Arbeit."
Der biografische Abgleich ist selbstredend: erfolgreich. Benutzt, beschämt, verzweifelt, sitzt man da und hört zu, im antrainierten Überlebensmodus: ich bin unerschöpflich. Daher fällt das Resümee zunächst zugunsten der "stumpfen Arbeit" aus, weil damit wohl eine Tätigkeit einhergeht, die sich dem Kreativitätskomplex und ihrer neoliberalen Verzahnung entzieht. Ausstieg durch Gewöhnlichkeit. Stumpf ist Trumpf.
Doch was, wenn die "stumpfe" Tätigkeit nicht nur ausgleichendes Hobby bleibt, das man sich leisten kann? Der Trendwunsch geht daher nicht zum Ausmalbuch, sondern zu einem - oder irgendeinem - Teilzeitjob, um somit den kreativen und ökonomischen Dauerdruck für 20 oder 30 Stunden in der Woche vom Cortex zu nehmen. Doch wenn die Chance dazu überhaupt besteht, dann ist die erarbeitete Freizeit schnell wieder gefüllt: weil das Geld oft nicht reicht und/oder weil das verinnerlichte Selbstverwirklichungs- und Kreatvititätsdispositiv zur Umschreibung der eigenen Biografie zwingt. Dann, wenn’s sein muss (ja, es muss sein) gerne ohne Rechnung. "Denn draußen ist alles da, auch wenn es niemand bezahlt hat" (eine andere Band).
"It’s a trap".
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