10 June 2011

Zwischenspiel/Nachtrag: Das Ende des Konsums

Pieter Hugo ist groß, kräftig und sieht aus wie ein Rugby-Spieler, der gerne große Biere trinkt. Man mag ihn.

Pieter Hugo ist unter anderem auch ein Südafrikaner. Weiß - ein immer noch entscheidendes Differenzierungsmerkmal. Pieter Hugo ist aber auch Fotograf. Und in dieser Funktion wurde Hugo Mitte Januar 2011 zu einem Vortrag in das Museum Folkwang in Essen geladen.

Hugo überraschte im ruhigen, vollbesetzten Gartensaal des Museums nicht nur durch seine Rugbyspielerhaftigkeit, sein leichtes Nuscheln - gepaart mit einem sympathischen doch unverständlichen südafrikanischen Akzent-, sondern insbesondere mit seinem Blick auf Afrika - seinen Blick auf die Peripherie.

Im Mittelpunkt stand insbesondere seine neue Serie mit dem Titel "Permanent Error". Es handelt sich dabei um Aufnahmen aus Ghana, die Mensch und Tier auf dunklen Boden und inmitten weißer Rauchwolken zeigen.

Der Rauch steht über dem "Agbogbloshie Market", wo Elektroschrott verbrannt wird und gefährliche Dämpfe entstehen. Vergiftungsgefahr 100 Prozent. Hugos Interesse liegt neben den brennenden "Scheiterhaufen 2.0" auf den Menschen, die dort arbeiten und versuchen Kupfer oder Aluminium freizulegen; auf den Tieren, die angezogen von den Dämpfen dort hinkommen und bleiben. Junkies.

Die Bilder gewähren dem Betrachter - nennen wir ihn jetzt mahnend Verbraucher - einen distanzierten, kühlen Blick auf das Ende des Konsums. Das Grauen in Portraitform. Denn heutzutage bedarf es dazu keiner Kolonialmächte, keiner ethnischen Konflikte, am Reißbrett gezogener Grenzverläufe, sondern ausgesonderter Bildschirme und Rechner, die von Firmen nicht als Elektroschrott, sondern als Handelsware deklariert und nach Indien, China und Westafrika exportiert werden.

Das Buch zum Zustand ist seit Februar 2011 im Handel.