Staaten können wie Unternehmen geführt werden. Das eigene Leben somit auch, beispielsweise indem unliebsame Aufgaben an externe Dienstleister ausgelagert werden. Das kostet zwar, aber das finanzielle Investment soll zur Maximierung eines noch höheren Gutes dienen: Zeit. Dieser stehen die größten Probleme eines erfüllten, modernen Lebens im Wege: Putzen und Kochen.
Die Gebeutelten haben daher zahlreiche Plattformen zur Verfügung, die Reinigungskräfte vermitteln: einfach und günstig. Implizierter Grund für die Buchung ist hier keine bloße Abneigung gegen das Putzen, sondern fehlende Zeit. Diese wird Dank der tatkräftigen Unterstützung zwar nicht zurückgewonnen, muss aber ebenfalls nicht von der Freizeit abgezwackt werden.
Wehmütig sind nur jene, die die kontemplative Wirkung des Staubsaugens zu schätzen wussten, die inspirierenden Bewegungen des Badputzens und den gelegentlich aufkommenden Unmut gegen alles. Ein Gefühl, das einfach zugelassen und ertragen wurde.
Auch Kochen ist eine Last und Essen eine schlichte Notwendigkeit – zudem gibt es ein Problem: urplötzlich eintretender Hunger, ein leerer Kühlschrank, Überstunden, eine dreckige Küche, schlechtes Wetter zum Einkaufen, körperlich spürbarer Liebeskummer, ein schwerer Hangover. Klar: in solchen Fällen wird eine Nummer gewählt. Und plötzlich wird die Zeit des unnötigen, kräftezehrenden Herumstehens in der Küche abgelöst von "Deiner Zeit", so das Werbeversprechen. Nichts schöner als das. Meine Zeit. Unsere Zeit.
Zeit, in der ich hungrig warte, das Magenknurren zähle, die hereinwehenden Früchte des Löwenzahns beobachte, die ihr haarigen Flugschirme auf meinem Bett abwerfen, die ich dann durch meine Atmung in Bewegung halte. Kleine bauschige Freunde. Zeit vergeht. Vorbei das leidvolle Umrühren einer Hühnerbrühe, deren Duft einen bloß wieder in die Fänge der Melancholie schuppst.
Doch die Momente gehören uns nicht. Denn wird die 'gewonnene' Zeit tatsächlich dazu genutzt, um diese mit sich, mit der Familie und Freunden zu verbringen? Meistens wird dann doch nur gearbeitet, um sich den Service leisten zu können. Die Effizienzheinis freuen sich, weil so die entscheidende Warum-eigentlich-Frage nicht aufkommt. Zur Vorbeugung wird schnell die Jeggings angezogen, um bloß keinen Widerstand, bloß kein Problem am Körper zu spüren, kein nerviges Zwacken, das auf etwas Größeres hinweist, mit dem sich der Mensch auseinandersetzen müsste, gar lernen müsste damit zu leben. Doch warum auch: meinem Avatar geht es doch gut.
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